Verborgene Heilige - Religion trifft Listro

Foto: Dominik Fleischmann

Gläubige verschiedener Religionen begegnen der Installation MOVING BOXES und den Briefen der Listros. In einem Podiumsgespräch und anschließendem Dialog mit dem Publikum werden die Reflexionen vertieft.

Verborgene Heilige - Religion trifft Listros
Mittwoch, 16.04.2014
, 18:00 Uhr
St. Matthäus-Kirche im Kulturforum
Matthäikirchplatz | 10785 Berlin-Tiergarten

Moderation: Pfarrer Dr. Reinhard Kees, Berliner Missionswerk

Der Brauch der Altarverhüllung entstammt einem fast tausendjährigen kirchlichen Brauch, mit einem Hungertuch – dem Symbol der Buße - in der Passionszeit den Altar sowie das Geschehen am Altar zu verhüllen. Ab dem 12. Jahrhundert verflüchtigte sich der Brauch, die Tücher wurden kleiner und sie wurden zum Zeichen für die Fastenzeit.

So reimte der Nürnberger Schuhmacherpoet Hans Sachs: "Ich füll mein Wanst und wasch mein Kragen, lasz Weib und Kind am Hungertuch nagen." Jedoch mag der Ausdruck sich auch auf das niederdeutsche "najen = nähen" beziehen und darauf verweisen, dass Hungertücher mit der Nadel als Netzstickerei gefertigt wurden.

Wieder aufgenommen wurde der Brauch ab 1976 durch Misereor , das internationale Künstler zur Kreation der Tücher einlud. "Im Rahmen der Vorüberlegungen für die Fastenaktion war uns bewusst, dass es mehr und mehr zur Aufgabe von Misereor gehören wird, Entwicklungshilfe / Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr nur als finanzielle Einbahnstraße zu verstehen, sondern als partnerschaftlichen Austausch von Impulsen, den gerade die Gemeindepastoral hierzulande nötig hat,“ schreibt Dr. Erwin Mock, der den Brauch revitalisierte, 1998 rückblickend. „Bekehrung, Umkehr - diese alten biblischen Vokabeln sollten für den heutigen Christen bedeuten, dass er sich angesichts der Werte anderer Kulturen und Ortskirchen infrage stellen lässt, dass er wieder lernfähig und lernbereit wird.“

Die neuen Tücher sollten einen liturgischen Brauch neu entdecken, ihn auf die heutige Situation in einer globalen Welt beziehen und Menschen einladen, füreinander zu handeln. Dem ersten Tuch des indischen Künstlers Iyoti Sahi aus Bangalore folgten weitere verfertigt von Künstlern vom afrikanischen, asiatischen Kontinent und aus Lateinamerika. Sie alle zeigten die Bedeutung der Fastenzeit als eine Zeit für Bekehrung, Umkehr und neues gemeinsames Leben.

Auch das Kunstprojekt MOVING BOXES zielt darauf ab, mit Installationen aus äthiopischen Schuhputzboxen Perspektivwechsel anzustoßen, den Dialog zwischen Äthiopien und Deutschland zu initiieren, Unterschiede zu respektieren und Gemeinsamkeiten zu entdecken.

Welche Gedanken löst die Verhüllung des Altars mit äthiopischen Schuhputzboxen bei Gläubigen verschiedener, internationaler Religionsgemeinschaften aus? Wie berühren die „Briefen an die Welt“ äthopischer Schuhputzer? Was bleibt rätselhaft und unverständlich? Was führt zu neuen Erkenntnissen?

Dr. Reinhard Kees, Afrikareferent des Berliner Missionswerkes, führt einen Dialog mit PodiumsteilnehmerInnen und Gästen der Veranstaltung.

In Zusammenarbeit mit dem Berliner Missionswerk und dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg