Ausstellung

3.500 Listro folgten 2010 einem Aufruf in Addis Abeba, ihre alten Schuhputzboxen gegen neue zu tauschen. 3119 von ihnen schrieben einen „Brief an die Welt“, in Amharisch. Zur Zeit liegen 350 Briefe in deutscher Übersetzung vor. Das Alter der VerfasserInnen schwankt zwischen 10 und 28 Jahren; männliche Schreiber überwiegen.

In der Mehrzahl sind die Briefe der Listros sehr kurz; sie konzentrieren sich oft auf nur ein Thema, eine einzige Mitteilungsabsicht. Dieses ‚Einseitige’ und scheinbar Fragmentarische macht den Reiz und die Kraft vieler Brief aus. Charakteristisch sind volle Identifikation des Schreibers mit dem Inhalt seines Briefs, Authentizität des Ausdrucks und das Fehlen jeglicher ‚aufgesetzten’ Rhetorik.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl originaler „Briefe an die Welt“ mit Übersetzungen.

Zitate aus den "Briefen an die Welt"

Meseret Hailu
Ich arbeite, um später nicht mehr arm zu sein.Deshalb sitze ich heute zu Füßen Anderer. Dennoch habe ich einen Wert. Daran gibt es keinen Zweifel.

Benyam Misganu
Für die Chance, einen Brief an die Welt zu versenden, bedanke ich mich beim Listros Projekt. Wir Listros sind Menschen, die klein anfangen und fest davon überzeugt sind, etwas Großes zu erreichen. Dafür, dass ihr gesehen habt, dass wir eure Unterstützung brauchen, gebührt euch noch einmal mein Dank.

Bekele
Ich bin eine Listro. Es gibt Menschen, die nach dem Schuhputzen sagen, meine Creme sei nicht gut. Aber meine Creme ist gut, so wie sie ist. Es gibt immer Menschen, die sich aus nichtigem Grund beklagen. Das kennt ihr auch. Dafür, dass wir diese Erfahrung teilen, bedanke ich mich bei Euch. Ihr seid bei uns jederzeit willkommen.

Melkam Mumare
Wenn die Welt etwas von mir wissen möchte:
- wir Listros gehen für eine besseres Zukunft durch dick und dünn
- wir tun nicht nur etwas für uns, sondern auch für unsere Familie und unsere Nachbarn
- es ist schade, dass Schuhcreme so teuer ist
Bitte behandelt meinen Brief gut.